Was macht eigentlich… Achim Steinhorst?
Interview vom 5. November 2019 – Achim Steinhorst war von 2008 bis 2016 zuletzt als Director im Bereich Management Diagnostics bei Kienbaum in München beschäftigt. Seit 2017 verantwortet Achim als Vorstand der compexx Finanz AG die Bereiche Finanz, Recht, IT, BackOffice und HR. Sein Studium der Wirtschaftspädagogik mit anschließendem internationalem Managementprogramm absolvierte er während seiner 12 Jahre bei der Bundeswehr. Vor seinem Einstieg bei Kienbaum war er u.a. als Leiter Obere Führungskräfte bei der Bundesagentur für Arbeit und als Leiter Personalbetreuung beim Gothaer Versicherungskonzern tätig. Achim lebt mit seiner Familie in Baden.
Was fällt Dir als erstes ein, wenn Du an Kienbaum denkst?
AS: Für mich war und bleibt Kienbaum immer eine Art Heimat, geprägt von ihren Persönlichkeiten. Ich hatte eine wirklich tolle Zeit bei Kienbaum, habe viel erlebt, gelernt und erreicht – ich denke sehr gerne an die Zeit zurück.
Wer oder was hat Dich besonders geprägt oder beeindruckt bei Kienbaum?
AS: Sehr kompetente Kolleginnen und Kollegen, extrem engagierte Teams, unglaublich spannende Projekte und immer neue, interessante Herausforderungen. Wer bei anspruchsvollen Anforderungen Erfolg und Spaß haben will, ist hier richtig!
Wie erlebst Du Empowerment in Deinem derzeitigen Arbeitsumfeld?
AS: Es gibt sicherlich Branchen, die in den Bereichen Autonomie und Selbstverantwortung bereits weiter entwickelt sind, doch auch bei uns nimmt das Thema einen immer höheren Stellenwert ein: Unsere Mitarbeiter im Vertrieb leben diese Dinge naturgemäß schon viel stärker – die Frage ist hier eher, wie wir das von Seiten des Unternehmens gezielter unterstützen können. In den Betriebsbereichen versuchen wir, diese Entwicklung an jeder sich bietenden Stelle durch Einbindung und Verantwortungsübertragung zu fördern. Natürlich passieren dabei auch Fehler und nicht alle Mitarbeitenden können oder wollen diese Veränderungen in gleichem Maße annehmen, doch je häufiger man diese einfordert, desto öfter ist man damit als Führungskraft erfolgreich.
“Ich bin überzeugt davon, dass nur Mitarbeiter ihr volles Potential entfalten können, denen Vertrauen entgegengebracht und Verantwortung übertragen wird.”Dadurch können sie ihre Arbeitsbereiche kreativ weiterentwickeln und engagieren sich insgesamt stärker für das Unternehmen. Das beeinflusst außerdem die Unternehmenskultur und -attraktivität positiv. Da lebe ich gerne damit, dass ab und zu auch schon mal etwas schief geht. Welche Rolle spielt das Konzept New Work bei Deiner Arbeit und in Deiner Branche? AS: Diesbezüglich sehe ich in meiner Branche tatsächlich an vielen Stellen Bewegung: So findet gerade in unserer Versicherungsgruppe „die Bayerische“ ein strategischer Entwicklungsprozess statt, den ich begleiten darf. Ziel ist eine radikale Ausrichtung auf Kundenorientierung – und das geht nur mit und durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit dem Toolset von Design Thinking, Kanbas, Agilität bis hin zu Six Sigma werden hier Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, Arbeitsplätze, Zusammenarbeit und Kultur neu definiert. So gibt es jetzt zum Beispiel keine Reisekostenordnung mehr und wir überlegen gerade, wie wir vielleicht eine autonome, flachere Organisationsstruktur etablieren können. Wir bauen die Kantine in der Form um, dass diese noch mehr als Kommunikations- und Austauschplattform genutzt werden kann. Neueste Idee ist die „Fuck up night“, im Kern Querdenker-Event, bei dem regelmäßig Ideen, Diskussionen oder Vorträge stattfinden. Das alles passiert mit sehr enger Beteiligung (wie Projektgruppen oder Veranstaltungen) und durch unsere Belegschaft – einfach klasse und ein echter Mehrwert für die Zukunft. Das Arbeiten von zu Hause, von verschiedenen Standorten und zu unterschiedlichen Tageszeiten ist auch bei uns bereits möglich, dadurch sind wir auch für Mütter oder junge Mitarbeiter viel attraktiver. Das ist aber bereits bei vielen Unternehmen gängige Praxis. In Zukunft geht es um Mitdenken, Vorausdenken und vor allem Umdenken – das betrifft sehr viele Branchen. Neue Herausforderungen zu erarbeiten und anzunehmen ist nicht immer leicht, da in erster Linie auch das Alltagsgeschäft erledigt werden muss. Wir haben aber gerade mit unserem derzeitigen Strategieprojekt „die Bayerische goes Amazon“ die Möglichkeit, hier sinnstiftende, zukunftsorientierte Aufgaben und damit attraktive Arbeitsplätze zu schaffen. Vor welchen großen Herausforderungen stehst Du aktuell in Deiner Funktion und wie gehst Du diese an? AS: Das beschriebene Projekt bildet derzeit die größte Herausforderung, Chance und Risiko. Hier geht es um die Kernprozesse im Bereich Vertrieb, Dienstleistungen, Beratung, Kundenbetreuung, Administration sowie Datenmanagement und damit die DNA des Unternehmens. Das kostet viel Zeit, Geld und Energie, stellt aber die Zukunftssicherung unseres Unternehmens dar. Die damit verbundenen Herausforderungen sind vielfältig: Neuerungen müssen neben der täglichen Arbeit in unzähligen Kleinprojekten implementiert, Mitarbeiter sowie Führungskräfte geistig mitgenommen werden. Außerdem sind fachliche Schulungen für die Beteiligten im Innen- und Außendienst von großer Bedeutung, genau wie das Aufzeigen des Mehrwerts, den die Neuerungen mit sich bringen. Darin werden wir gerade immer besser. Daneben ist auch der Perspektivwechsel unserer Mitarbeiter von zentraler Bedeutung: Als Service-Unternehmen müssen wir in allen Belangen aus Kundensicht denken. Da helfen aber keine Arbeitsanweisungen, sondern Vorbildfunktionen, Beispiele und Gespräche. Wir stecken mitten in einem Change-Prozess und diesen kann man m.E. nur dem richtigen Mind Set, persönlicher Präsenz und inhaltlicher Kreativität bewältigen.