Personalleiterin bei Deichmann SE

Was macht eigentlich… Christina Böhme?

Interview vom 30. Juli 2020 – Christina Böhme war von 2001 bis 2005 bei Kienbaum im Bereich Executive Search als Consultant in Düsseldorf beschäftigt. Ihr Berufsweg führte Sie danach zur Metro AG, wo sie zuletzt als Abteilungsleiterin Human Resources tätig war. 2010 wechselte sie zum Tierbedarfshändler Fressnapf. Bis 2012 arbeitete sie dort als Abteilungsleiterin im Human Resources Management, danach übernahm sie die Personalleitung. Ihr jüngster beruflicher Wechsel führte sie 2016 in der Funktion als Personalleiterin zum bekannten Schuhhändler und Branchenprimus Deichmann SE. Christina lebt mit Ihrer Familie in Essen.

Was fällt Dir als erstes ein, wenn Du an Kienbaum denkst?

Die Farbe "dunkelblau" kommt mir als erstes in den Sinn! Denn das war während meiner Zeit bei Kienbaum die Farbe des Firmenlogos. Ich bin heute sehr dankbar, ein Teil einer besonderen, traditionsbewussten und ehrwürdigen Kultur gewesen zu sein. Wenn ich an Kienbaum denke, kommt mir auch direkt der Spaß in den Sinn, den wir als Gemeinschaft hatten: Ich denke an lustige Insignien der Berater wie handgenagelte Schuhe und gut durchdachte Manschettenknöpfe. Mir fallen Akquisitions-Aktionen ein, wie zum Beispiel die Bonsai-Bäumchen Akquise-Aktionen, bei der ich als junge Beraterin persönlich bei den Kunden anrief und nach dem Erhalt des selbigen fragte.

Wer oder was hat Dich besonders beeindruckt oder geprägt bei Kienbaum?

Die Idee der „persönlichen Karriere“ so kompetent mit dem Brand zu verbinden und positiv aufzuladen, dass Menschen zuhören, wenn man „Kienbaum“ nennt. Das ist schon exzellent! Im direkten Arbeitsumfeld hat mich Dr. Sörge Drosten (heute ebenfalls Kienbaum-Alumnus) durch seine große Kompetenz und seine Führungsqualitäten nachhaltig geprägt. Zudem hat mich Prof. Dr. Walter Jochmann als einer der führenden Köpfe der HR-Szene stark beeindruckt. Neben Einzelpersönlichkeiten kann ich für mich festhalten, dass es die MitarbeiterInnen sind, die die Marke Kienbaum maßgeblich prägen.

Wie hat die Corona-Phase Dein Arbeitsumfeld, Deine Arbeitsweise und Dein Führungsverständnis verändert?

Mein Führungsverständnis hat sich nicht verändert. Die zurückliegende Zeit hat mich darin bestätigt, dass Freiheit zu ermöglichen zu den besten Arbeitsergebnissen führt – wenn dabei das Ziel klar definiert ist. Diese Freiheit im Arbeiten ist gerade bei unvorhergesehenen Ereignissen eine gute Grundvoraussetzung. Da dieses Verständnis unseren Stil im HR-Bereich schon vorher geprägt hat, haben alle Teams davon profitiert.

Wie erlebst Du „Empowerment“ praktisch in Deinem derzeitigen Arbeitsalltag?

Heute heißt es Empowerment. Die Grundidee des „mündigen Menschen“ hat unter anderem Immanuel Kant schon viel früher geprägt. So gehe ich grundsätzlich davon aus, dass viele Menschen selbstbestimmtes Handeln schätzen. Darum räume ich unseren MitarbeiterInnen ausreichend Vertrauen und Handlungskompetenz ein. Für mich ist es ein großes Glück, dass Menschen mit dieser selbstbestimmten Haltung mein Umfeld prägen. Aus meinem praktischen Arbeitsumfeld kann ich hier einige Beispiele nennen: In regelmäßigen Teamsessions können und sollen alle ihre Ideen vorbringen und wir überlegen gemeinsam, wie wir unsere Projekte umsetzen. Empowerment heißt für mich auch, den MitarbeiterInnen eigene Entscheidungen zuzugestehen und an Aufgaben zu wachsen. Durch regelmäßiges Feedback reflektieren wir, was gut und was weniger gut gelaufen ist, um daraus zu lernen. Denn regelmäßiges Feedback ist ein wirkungsvoller Hebel, damit Menschen ihre Talente entfalten können.

Wie schaffst Du es, Dich und Deine MitarbeiterInnen auf Distanz motiviert und leistungsbereit zu halten?

Räumliche Distanz bedeutet nicht, "nicht nah dran" zu sein an den KollegInnen. Es ist schon verblüffend, wie gut Führen aus der Ferne und Interaktion untereinander funktionieren, wenn man ausschließlich digital arbeitet. Meine KollegInnen und ich pflegen sehr kurze Kommunikationswege und gut funktionierende Kommunikationsroutinen wie beispielsweise morgendliche Check-ins und virtuelle Team-Talks. Der enge Austausch ist für virtuelle Teams besonders wichtig. Denn über Nähe entsteht Vertrauen und das braucht man für den Zusammenhalt. Besonders in Remote-Teams ist es ebenso wichtig, Erfolge gemeinsam zu feiern. Das 10-jährige Jubiläum einer Kollegin, das wir in einer Videokonferenz mit Applaus und Ständchen gefeiert haben, ist hier ein schönes Beispiel. In den zurückliegenden Wochen und Monaten der COVID-19-Phase haben wir auch gesehen, dass sich die Performance der MitarbeiterInnen und der Teams deutlicher zeigt. Was vorher schon gut funktioniert hat, bleibt bestehen und umgekehrt. Für alles andere kann man ja Kienbaum konsultieren.

Vor welchen großen Herausforderungen stehst Du aktuell in Deiner Funktion und wie gehst Du diese an?

Zum Glück hatten wir unsere Prozesse, wie bereits erläutert, schon vor COVID-19 größtenteils auf digital umgestellt, so dass uns der Wechsel ins mobile Arbeiten leicht fiel. Trotzdem ist das Thema Digitalisierung natürlich auch weiterhin ein großes Thema für uns, dem wir aber sehr offen gegenüber stehen. In meinem direkten Arbeitsumfeld treiben mich derzeit smartes Talent Management und damit einhergehend nachhaltiges Succession Planning um, um unseren MitarbeiterInnen möglichst viele Entwicklungs-Möglichkeiten anbieten zu können.

Möchtest Du den Alumni darüber hinaus noch etwas mitteilen?

Ich freue mich sehr über weitere Vernetzung, um zu erfahren, wie das Leben der Alumni nach Kienbaum weitergeht. Daher würde ich mich sehr freuen, meine ehemaligen KollegInnen beim 2. Alumni Netzwerktreffen am 25. September wieder zu sehen.